Neben der Hauptrolle übernahm der gebürtige Australier die des Co-Produzenten. Vor acht Jahren wurde Jackman in letzter Minute für den Part des Wolverine im ersten “X-Men”-Spielfilm engagiert. Von den Comics hatte er damals kaum Kenntnis. “Ich habe viele Trickfilme gesehen.”, erzählt Hugh Jackman über seine Comic-Helden. “Superman war einer und – erinnert sich noch jemand an Plastic Man?” Klar, das war dieser ultrabiegsame Typ im roten Kostüm. Dann nennt Jackman noch: “The Man from Atlantis” Beide sind nicht halb so dynamisch wie Wolverine, den Jackman in “X-Men Origins” zum dritten Mal verkörpert.
Basierend auf der Comicserie von Jack Kirby und Stan Lee erzählt er die Vorgeschichte des zentralen Charakters Wolverine, dem zerrissenen Antiheld aus der Gruppe von Mutanten, die als “X-Men” gegen feindliche Menschen und andere Mutanten antreten. “Diese Filme sind geschaffen für die große Leinwand.“, betont Jackman den Aktionsreichtum des Films. Allerdings sei “Wolverine” mehr. Jackman: “Ich fühle eine Art Zugehörigkeit zu dem Charakter und wollte sicher gehen, dass er in seinem Wesen konsistent bleibt. An erster Stelle steht die Figur. Ich hatte das Gefühl, ihn zu kennen.” Besonders zogen ihn Wolverines dunkle Seiten an: “Wolverine ist der Gute, aber nicht der Nette.“ Und, wie ein Pressekollege hervorhebt, dem Alkohol und Zigarren nicht abgeneigt.
Jackman: “Wolverine ist nicht politisch korrekt.” Hugh Jackman dafür schon. Er würde Alkoholkonsum nicht unterstützen, auch wenn er damit Erfahrungen gesammelt hat.
“Visuell und handlungstechnisch schlägt der Film eine neue Richtung ein. Er ist düsterer.”
Seine Schattenseiten machten Wolverine zu einer der Lieblingsfiguren der Leser. Woher nimmt Jackman die Wut für diese Gestalt? Jackman: “Die Wut ist immer da. Früher war es leichter, sie hervorzubringen, aber sie ist immer noch da.” Die nächste Frage erinnert an die Panik vergangener Dekaden vor dem negativen Einfluss der Comiclektüre. Ob Wolverine ein Rollenmodel für kleine Jungs sei? “Wolverine steht ständig im Konflikt.”, erläutert Jackman.” „Er fühlt sich fremd, kämpft mit Zweifel und Selbstabscheu. Ein wirklich dreidimensionaler Charakter. Das Leben ist nicht so einfach, dass man für das Gute und Gerechtigkeit auf die ’typisch amerikanische Art’ kämpft.”
Zuletzt besuchte der Schauspieler Berlin zur Premiere seines Erfolgsfilms “Australia”. Jackman: “Viele vom Stab von “Australia” waren auch an diesem Dreh beteiligt.“ Dafür gab es jede Menge neue Darsteller, die auf der Leinwand Figuren der Heftserie verkörpern. Hat Jackman seine Kollegen aus “X-Men” vermisst? “Ich hab die ganze Zeit überlegt, ob man nicht etwas für Hale Berry ins Drehbuch schreiben kann. Sie ist eine gute Freundin.”, grinst Jackman.
Seine Wissenslücken über das “X-Men”-Universum“ hatte er während der Dreharbeiten zu den ersten “X-Men”-Filmen mit Comiclektüre bekämpft: “Bryan Singer war dagegen, dass wir am Set die Comics lasen. Der Produzent hatte mir ein paar Hefte gegeben und ich versteckte sie in meinem Schrank. Wenn jemand kam, packte ich sie schnell weg. Es war ein bisschen wie mit Pornos.”
“Wolverine” sei nicht als vierter Teil der “X-Men”-Triologie zu verstehen, sondern als eigenständiges Werk. Statt des “X-Men”-Regisseurs Bryan Singer saß diesmal Gavin Hood im Regiestuhl. Dessen Drama “Tsotsi” gewann 2005 den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Drei Jahre später hätte Jackman, der die Oscarverleihung 2009 moderierte, seinem Regisseur selbst den Preis überreichen können. “Das war eine harte Erfahrung”, gesteht Jackman.” Ich bin kein Improvisationskomiker.” Zum Glück, erzählt er, konnte er sich Witze bei Kollegen pumpen.
Die unvermeidliche Frage nach Jackmans Status als “Sexiest man alive” kam überraschend spät. Anfangen kann er mit dem inflationären Titel wenig. Zu Unrecht hat der Darsteller ihn jedenfalls nicht erhalten. In Wirklichkeit sieht Jackman noch besser aus, als auf der Leinwand. Wolverine hingegen wirkt meist, als bräuchte man nicht übernatürlich scharfe Sinne, wie der Comiccharakter sie besitzt, um ihn zu riechen. “Der Trick ist, nie vor Mittag in den Spiegel zu sehen und nie nach sieben Uhr abends.”
“Gefährlich, erotisch, animalisch.”, sei Wolverine. Der echte Jackman wirkt mit seiner geistreichen Art da wesentlich anziehender. Wenn er nicht als Mutant die Krallen ausfährt, bevorzugt er Musicals. Auf der Bühne wurde er für seine Rolle in “The Boy from Oz” mit dem britischen Theaterpreis Tony ausgezeichnet.
“Ich würde gerne in einem Musical Film mitwirken. Einige meiner Lieblingsfilme sind Musicals. Besonders eine Adaption von “Carousel” wäre großartig.” Die Tanzerfahrungen, die er bei seinen Musicalauftritten sammelte, helfen ihm sogar bei den Kampfszenen. “Eine Menge Choreografie und Übung ist dabei.” Wie er das alles kann, hatte sein Moderatenauftritt bei der diesjährigen Oscarverleihung zeigen können: in der Hauptsache tanzte er und zwar exzellent!
Nur einmal ertappt man Hugh Jackman beim Lügen. “Ich habe keinen besonderen Sinn für Humor.” – Von wegen! Vom Moderator angehalten, von den Ringen zu erzählen, die am Set von “Wolverine” für ihn und den Regisseur zur Erinnerung an den Dreh angefertigt wurden, senkt Jackman ominös die Stimme. “Es gibt nur drei Ringe. Und bei jedem Vollmond treffen wir uns”¦”
Was sie dann machen, verrät er nicht. Den neuen “X-Men: Origins: Wolverine” gucken? Die Zuschauer müssen bis zum Start am 29. April warten.
* * *
Titel: X-Men Origins: Wolverine
Kinostart: 29. April 2009
Regie: Gavin Hood
Drehbuch: David Benioff, Skip Wood
Darsteller: Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Lynn Collins, Kevin Durand
Verleih: Fox
Parallel zum Filmstart brachte Marvel eine Sonderreihe der “X-Men” über Wolverine heraus. Im Panini Verlag erscheinen demnächst:
Titel: Wolverine: Waffe X/ Autor: B. Windsor Smith
Titel: Wolverine: Logan 1-3/ Autor: B. K. Vaughan, E. Risso
Titel: Wolverine/ Autor: D. Way, G. Hurwitz, S. Segovia, M. Frusin
Titel: Wolverine: Ultimate Origins 1-5/ Autor: B. M. Bendis, B. Guice